Marion Menzel als beste bayerische Fechterin auf Platz 24
Das eigentliche Ziel in Offenbach, dem am stärksten besetzten Junioren-Turnier in Deutschland (auch deutlich besser besetzt als die Deutschen Meisterschaften), war das Überstehen der Vorrunde, um 4 Punkte für die Bayerische Rangliste zu ergattern und sich somit die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften im Herbst aufrecht zu erhalten. Doch es kam ganz anders…
Nach einem überraschenden 5:3-Auftaktsieg gegen die 7. der letzten A-Jugend-DM, Shirin Vollrath (TBB) schien Marion Menzel von allen guten Geistern verlassen, verlor die vier nächsten Vorrunden-Gefechte und erreichte als 71. nur mit sehr viel Glück die Zwischenrunde der besten 72 unter 88 Starterinnen.
Die Ranglistenpunkte erreicht, wurden Marions Leistungen in der schwülen Halle immer schlechter. Nur beim 4:5 gegen die Mitfavoritin Julia Morawietz (Bayer Leverkusen) und dem 5:1 gegen die Krefelderin Ya Li Du stimmte die Leistung, was ihr immerhin Rang 57 und weitere 2 Zähler in der bayerischen Rangliste einbrachte.
Mit dem Gesamtindex 64 aus Vor- und Zwischenrunde traf sie neuerlich auf Julia Morawietz. Die Deutsche A-Jugend-Meisterin aus dem Jahr 2009 ließ Marion diesmal keine Chance – am Ende stand es 15:5! Das war es dann wohl, dachte nicht nur Marion, aber noch stand der Hoffnungslauf bevor, gegen die Nr. 34 im Index: Kira Herchner (FC Krefeld) lag nach drei unbedachten Angriffen schnell mit 0:3 im Rückstand ehe Marion, mit ähnlich riskanten Aktionen, deren Rückstand verkürzte. Kurz nach Beginn des 3. Drittels stand es 10:13 und während Trainervater Klaus noch sinnierte, dass Marion leider keine Fleche (=Sturzangriffe) beherrsche, vollzog diese drei ähnliche Aktionen und plötzlich war das verloren geglaubte Gefecht wieder offen. Eine Unaufmerksamkeit von Menzel bescherte der Krefelderin zwar das 14:13, aber beim nächsten Angriff der Krefelderin war MM hellwach und es stand 14:14. Kira Herchner war nun ziemlich entnervt und Marion nutzte die Chance zum Sieg.
Gegen Jana Reimer (OFC Bonn) war die VfL-Fechterin eigentlich chancenlos. Aber wie heißt es so schön? Du hast keine Chance, nutze sie: Jana hatte zuvor alle 10 Gefechte in Vor- und Zwischenrunde deutlich gewonnen und dem „Betriebsunfall“ gegen die Frankfurterin Jonas (am Ende 20.) wohl keine allzu große Bedeutung geschenkt. Gegen Marion geriet die offensive Linkshänderin von Beginn an in Rückstand und die Nr. 1 im Gesamt-Index blieb während des gesamten Gefechts, mehr oder weniger (ein 9:9 im 2. Drittel war das Beste) chancenlos gegen die Index-64. Am Ende stand ein überzeugendes 15:11 für die Hobby-Fechterin aus Kaufering und das Problem ohne Nachtwäsche für sich und ihren Freund Joffrey an Bord, in Offenbach übernachten zu müssen, weil mit einer Platzierung unter den besten 32 niemand gerechnet hatte (Optimist Klaus Menzel hatte das Nötigste, vor allem EC- und Visacard dabei).
Wer nun meinte, das es am Sonntag zu einem schnellen Abgesang kam, täuschte sich. Zwar war es noch unerträglicher und schwüler in der Halle (gefühlte 40 Grad) und nicht nur Marion hatte extreme Probleme mit dem Kreislauf, aber das 8:15 gegen Ines Werner aus Heidenheim (EM-Teilnehmerin) war gar nicht so schlecht und es gab ja noch einen Hoffnungslauf.
Gegen Alina Nahm vom FC Tauberbischofsheim, immerhin 16. Platz bei den letzten Deutschen Meisterschaften der Aktiven, sah es anfangs gar nicht gut aus (5:8 nach 8 Angriffen von Nahm). Nach einer angezweifelten Kampfrichter-Entscheidung verlor Familie Nahm (Alina und ihr Trainer) so langsam die Nerven – Marion traf ihren ersten Einzeltreffer zum 6:8. Es folgten drei weitere Doppeltreffer und die nächste strittige Entscheidung beim Stande von 9:11. Als Marion am letzten Meter in die Enge getrieben wurde, setzte sie einen Treffer auf die Schulter ihrer Gegnerin. Alina reklamierte eine unerlaubte Körperaktion von Marion, aber der umsichtige Obmann blieb bei seiner Entscheidung zum 10:11. Alina setzte das Gefecht mit schwach vorbereiteten, wütenden Angriffen fort und wurde von Marion ganz böse ausgekontert – Endstand: 15:12 !
Das abschließende 9:15, gegen die spätere Dritte Julia Morawietz - zum 3. Mal an diesem Wochenende - konnte die Freude über diesen zweifelsfrei größten Erfolg in Marions bisheriger Fecht-Laufbahn nicht schmälern.
Platz 24 für Marion Menzel und Rang 25 für Sarah Wittmann (TG Schweinfurt) bedeuten sehr wahrscheinlich die direkte Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften im Junioren-Damendegen (U 19) im Herbst. Die dritte bayerische Teilnehmerin in Offenbach, Anna-Lea Um (Schwaben Augsburg) wurde leider nur 70., wird das mit der „Quali“ aber wohl auch noch schaffen. Auch Aileen Schallenkammer kann eventuell von den beiden zusätzlichen Startplätzen profitieren. Da gilt es jetzt zu punkten, bei den „Bayerischen Junioren“ und dem Turnier in Hof Anfang Oktober.